Genau wie die Coen-Brüder haben die Safdies (Benny und Josh) nun ihre ‘Wir machen Pause’-Phase erreicht. Interessanterweise verfolgen sie beide unterschiedliche Solo-Projekte, die jedoch denselben Sport-Biografie-Fokus haben. Josh’ Marty Supreme, das bald erscheint, wirkt wie jede andere konventionelle Biografie, während Bennys verité-artiger Mark Kerr-Biodrama-Film ‘The Smashing Machine’, basierend auf der gleichnamigen HBO-Dokumentation, deutlich faszinierender wirkt.
Besonders spannend war für mich, Dwayne Johnson nach Jahren endlich wieder in einem Film ohne CGI-Schlachten zu sehen – sein erster Indie-Film seit, nun ja, Southland Tales. Bennys immersiver Ansatz bleibt jedoch eher zurückhaltend. Zwar ist sein handwerkliches Können und die Detailverliebtheit beeindruckend, doch ‘The Smashing Machine’ kratzt nur an der Oberfläche von Mark Kerr, einem Protagonisten, der nicht so interessant ist, wie sein Filmemacher glaubt.
Am Ende wirkt es, als würde Benny Safdie Mark Kerr wie Rafiki mit Simba hochhalten, während ich mich frage, warum er ihn überhaupt hochhält. Trotz aller handwerklichen Stärken bleibt der Film inhaltlich eher oberflächlich und bietet nur einen leichten Einblick in das Leben des Sportlers.
MPA-Bewertung: PG-13 (für derbe/sexuelle Inhalte, Gewalt/blutige Szenen und kurze teilweise Nacktheit)
Laufzeit: 2 Stunden und 3 Minuten
Sprache: Englisch
Produktionsfirmen: Out for the Count, Seven Bucks Productions, Magnetic Fields Entertainment
Verleih: A24
Regisseur: Benny Safdie
Drehbuch: Benny Safdie
Besetzung: Dwayne Johnson, Emily Blunt, Ryan Bader, Bas Rutten, Oleksandr Usyk
US-Kinostart: 29. August 2025
Der Film spielt in den Jahren 1997 bis 2000, der sogenannten „Pfirsichflaum“-Phase der UFC. Einer der größten Stars dieser Zeit ist Mark Kerr (Dwayne Johnson), ein herausragender Kämpfer – sanftmütig und zurückhaltend, aber zugleich temperamentvoll. Er trainierte unter seinem langjährigen besten Freund und Mitkämpfer Mark Coleman (Ryan Bader). Bis 1999 hatte er in seiner Karriere noch nie einen Kampf verloren.
Abseits der UFC und des inzwischen aufgelösten PRIDE Fighting Championship in Japan verbringt Kerr seine Zeit zu Hause in Phoenix, Arizona, mit seiner langjährigen Freundin Dawn Staples (Emily Blunt). Hinter den Kulissen kämpft er jedoch mit Drogenabhängigkeit, insbesondere Schmerzmitteln, während Staples die Situation durch ständige Provokationen sowohl zu Hause als auch direkt vor seinen Kämpfen verschärft.
Eine Änderung der ‘No Holds Barred’-Regel in den PRIDE Fighting Championships führt zu einem Abwärtstrend in Kerrs Karriere und seiner ersten Niederlage. Während er sich eine Auszeit nimmt, um seine Sucht zu bekämpfen und eine Reha zu durchlaufen, klettert Coleman in den Rängen nach oben und macht sich einen Namen.
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Benny Safdie lässt ‘The Smashing Machine’ viszeral retro wirken.
‘The Smashing Machine’ wirkt wie Benny Safdies Ode an seine derzeitige kreative Fixierung. Mit einer Vielzahl von Kameras – 16mm und 65mm – gelingt es ihm gemeinsam mit Kameramann Maceo Bishop (The Curse), die Underground-Kampfszene der späten 1990er-Jahre authentisch nachzubilden und die intime Y2K-Atmosphäre dieser Zeit einzufangen.
Der Film nutzt eine dokumentarische, handgeführte Third-Person-Perspektive, die den Zuschauer als neugierigen Beobachter positioniert – von den PRIDE-Kampfringen bis hin zu Kerrs privatem Leben mit Dawn Staples. So entsteht ein Gefühl, als würde man selbst in die rohe Realität dieser Welt eintauchen.
Das Sounddesign geht noch einen Schritt weiter: Durch kompressionslastiges Mixing entsteht eine Textur, die an selbstaufgenommene VHS-Kassetten der 1990er-Jahre erinnert. Der Ton wirkt, als stamme er direkt aus der Kamera – wie jene Aufnahmen, die man selbst (oder die Eltern, je nach Alter) einst vom Fernseher aufnahm, lange bevor TiVo kurzzeitig populär wurde.
Als Regisseur und Editor erschafft Benny Safdie eine Form des filmischen Voyeurismus, die an grungige 90er-Homevideos und den verité-Stil der französischen Nouvelle Vague erinnert. Verstärkt wird diese Ästhetik durch den Einsatz von Yacht Rock und gelegentlichen Pop-Songs – von Sublime bis Sugar Ray –, die dem Film seine nostalgische Authentizität verleihen.
Dwayne liefert eine eindimensionale Darstellung von Mark Kerr.
Dwayne Johnson zeigt in ‘The Smashing Machine’ möglicherweise seine beste Charakterdarstellung seit Pain & Gain. Mit beeindruckender Präzision fängt er die sanfte Art und das temperamentvolle Wesen des echten Mark Kerr ein – nicht nur durch seine Sprechweise, sondern auch durch seine strenge, kontrollierte Körpersprache. Dank des Oscar-würdigen Make-up-Designs von Kazu Hiro ist Johnson kaum wiederzuerkennen. Seine empathische und zurückhaltende Darstellung fasziniert und zieht das Publikum tief in Kerrs Innenwelt hinein.
In zahlreichen Szenen, die das häusliche Leben und die toxische Beziehung zwischen Kerr und Dawn Staples zeigen, erkennt man Fragmente eines emotional gehemmten Kindes. Diese Darstellung erinnert an Figuren aus den Filmen von Paul Thomas Anderson (PTA) – erwachsene Männer, die emotional unreif, psychologisch blockiert und in ihrer Arbeit gefangen sind. Werke wie „Phantom Thread“ und „Punch-Drunk Love“ leben ebenfalls von familiären und zwischenmenschlichen Dynamiken, die das kindlich-verletzliche Verhalten ihrer männlichen Protagonisten im Erwachsenenalter spiegeln.
Doch Benny Safdies Porträt bleibt letztlich an der Oberfläche. Er konzentriert sich zu stark auf Kerrs Karriereverfall und begrenzt die Erzählung auf den engen Kreis um Dawn und seine Kämpferfreunde. Zwar besitzt der Film einen gewissen Reiz, wenn man Kerr als Teil einer überraschend kameradschaftlichen MMA-Community erlebt – brutal und blutig im Ring, aber frei von echtem Groll –, doch diese Beziehungen tragen wenig zur tieferen Erforschung von Kerrs innerer Psyche bei.
Die toxische, dysfunktionale Beziehung zwischen Mark Kerr und Dawn Staples steht häufig im Mittelpunkt der Handlung. Benny Safdies Drehbuch zeigt seine größte Stärke, wenn die scheinbar belanglosen Streitereien des Paares innerhalb von Sekunden von null auf zehn eskalieren – oft ausgelöst durch Kerrs pedantische Art beim Essen oder Staples’ unsensible Suche nach Aufmerksamkeit. Diese Szenen sind zugleich die am wenigsten fesselnden und nehmen leider einen Großteil der Laufzeit ein.
Für Emily Blunt und Dwayne Johnson ist dies nach dem vergessenswerten Jungle Cruise bereits ihre zweite gemeinsame Zusammenarbeit. Ihre Chemie ist diesmal deutlich intensiver – wie das toxischste Paar aus der Highschool, das sich einfach nicht trennen will, obwohl alle wissen, dass es besser wäre. Doch trotz dieser Dynamik bleibt vieles oberflächlich und wiederholend, da Safdies Inszenierung emotional stagniert und kaum neue Facetten der Beziehung offenbart.
Mark Kerr fungiert als Mikrokosmos für ein größeres Thema, das der Film anschneidet – die Gleichgültigkeit von Sportorganisationen gegenüber dem Wohlbefinden ihrer Athleten. Er kämpft mit Schmerzmittelabhängigkeit und dem ständigen Versuch, nüchtern zu bleiben, was Safdie erfreulicherweise ohne Sensationslust darstellt. Dennoch gelingt es dem Film kaum, über Kerrs sportliche Leistungen hinaus eine tiefere Rechtfertigung für seine Bedeutung zu liefern.
SCHLUSSERKLÄRUNG
Benny Safdies technische Meisterschaft und filmisches Können sind in ‘The Smashing Machine’ unbestreitbar. Doch trotz einer soliden Leistung von Dwayne Johnson liefert der Film ein eintöniges, blasses Charakterporträt – ein unspektakuläres Biopic, das sich letztlich wie ein sanfter Schlag ohne Wirkung anfühlt.