‘The Fantastic Four: First Steps’ Kritik: Marvels Erste Familie im MCU – Solider Start, aber kein fantastischer Film
Bei jedem ihrer bisherigen Kinoauftritte musste das Team der Fantastic Four den Kürzeren ziehen. Nach den zwei gescheiterten Fox-Verfilmungen und Disneys gigantischer, fast „Galactus“-hafter Übernahme des Studios war lange unklar, wie es mit Marvels Erster Familie weitergeht.
Mit dem aktuellen Reboot, dem zweiten des 21. Jahrhunderts, sind Reed Richards/Mr. Fantastic (Pedro Pascal), Johnny Storm/Human Torch (Joseph Quinn), Sue Storm/Invisible Woman (Vanessa Kirby) und Ben Grimm/The Thing (Ebon Moss-Bachrach) nun endlich Teil des Marvel Cinematic Universe – und benehmen sich erstmals auch wirklich wie die ikonischen Comicfiguren.
Es war wirklich an der Zeit – oder wie man im Original sagen würde: It’s about motherclobbering time!
Der in den 1960er-Jahren verankerte Plot, in den die vier Helden hineingesetzt wurden, ist bei Weitem nicht fantastisch, aber immerhin brauchbar inszeniert. Die Geschichte ist weder ein stilistischer Reinfall noch ein innovatives Highlight – aber angesichts der Vergangenheit dieser Franchise ein kleiner Segen: endlich ein anständiger Fantastic-Four-Film.
FSK-Freigabe: Ab 12 Jahren (wegen Action-/Gewaltszenen und vereinzelter Sprache)
Laufzeit: 1 Stunde und 54 Minuten
Produktionsfirma: Marvel Studios
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures
Regie: Matt Shakman
Drehbuch: Josh Friedman, Eric Pearson, Jeff Kaplan, Ian Springer
Besetzung: Pedro Pascal, Vanessa Kirby, Ebon Moss-Bachrach, Joseph Quinn, Julia Garner, Sarah Niles, Mark Gatiss, Natasha Lyonne, Paul Walter Hauser, Ralph Ineson
Kinostart (Deutschland): 25. Juli 2025
In einer alternativen Realität namens Erde 828, angesiedelt in einem retro-futuristischen 1960er-Jahre-Setting, werden die Fantastic Four als größte Helden der Erde gefeiert. Anders als die Avengers liegt ihr Fokus nicht auf dem Kampf, sondern auf wissenschaftlichem Fortschritt zum Wohle der Menschheit.
Während sich das Team auf die Geburt von Sue Storms ungeborenem Kind vorbereitet, taucht eine metallische, außerirdische Gestalt auf: die Silver Surferin (gespielt von Julia Garner). Sie kündigt die bevorstehende Ankunft von Galactus (verkörpert von Ralph Ineson) an – einem kosmischen Wesen, das ganze Planeten verschlingt.
Die Fantastic Four reisen zu Galactus, um mit ihm zu verhandeln. Dieser stellt eine grausame Forderung: Er verschont die Erde – aber nur im Austausch gegen Sues ungeborenes Baby, das er als seinen Nachfolger auserkoren hat. Die Helden lehnen ab und kehren zur Erde zurück – doch ihr Ruf ist ruiniert.
Nun müssen sie nicht nur ihr Kind beschützen, sondern auch einen epischen Kampf führen, um Galactus und seine Heroldin davon abzuhalten, die Erde zu zerstören. Der Konflikt stellt sie vor ihre größte Herausforderung – in einem spektakulären Mix aus familiärem Drama und kosmischer Bedrohung.
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First Steps funktioniert immer dann, wenn die Vier als Familie agieren
Die Messlatte für einen guten “Fantastic Four”-Film und eine glaubwürdige Darstellung dieser Superhelden-Familie lag bisher so tief wie das Reich des Maulwurfmanns (Paul Walter Hauser). Doch Matt Shakmans Vision trifft die Figuren punktgenau – sowohl in ihrer Charakterzeichnung als auch in ihrer Chemie miteinander. First Steps ist immer dann am stärksten, wenn sich alles um die titelgebende Familie dreht, die ihren Alltag zwischen Superheldentum und kulturellem Pioniergeist meistert. Es fühlt sich an, als wären NASA-Astronauten gleichzeitig Superhelden. Selbst Mr. Fantastic wird als eine Art Bill Nye inszeniert, komplett mit eigener Bildungssendung.
First Steps, ähnlich wie James Gunns Superman – auf den in dieser Kritik mehrfach verwiesen wird, da es klare thematische und erzählerische Parallelen gibt – wirft das Publikum in eine Welt, die längst etabliert ist. Die Fantastic Four sind seit mehreren Jahren als Heldengruppe aktiv. Ein cleverer erzählerischer Rahmen im Stil eines ABC-Specials (ganz klassisch Disney) bereitet den Zuschauer auf ein scheinbar leichtfüßiges Abenteuer im Stile von The Incredibles vor.
First Steps entfaltet seine volle Wirkung, wenn die Familie vereint ist. Die Figuren wirken endlich wie eine funktionierende Einheit, die sich ehrlich liebt – sogar Johnny und Ben, deren neckisches Geplänkel echte Wärme vermittelt. Der erste Akt beginnt vielversprechend, da sich die Familie auf die Ankunft eines neuen Mitglieds – Franklin – vorbereitet. Die Balance zwischen Teilzeit-Heldenrolle und gesellschaftlicher Vorreiterfunktion hätte sogar einen eigenen Film getragen – und niemand hätte sich beschwert. Zum Vergleich: Tim Storys nostalgisch verklärt betrachteter 2005er-Film mit Chris Evans und Jessica Alba wirkt dagegen wie eine lose Aneinanderreihung schwacher Vignetten. Ein episodisches Slice-of-Life-Format hätte First Steps sogar gutgetan, insbesondere da der leichte Ton hervorragend mit dem retro-futuristischen 60er-Jahre-Stil à la Marvels Jetsons harmoniert.
Stilistisch gehört First Steps zu den besten MCU-Beiträgen seit Langem. Die Ästhetik ist bemerkenswert detailreich: Kasra Farahanis retrofuturistisches Produktionsdesign kombiniert Tomorrowland-Elemente mit Art-Déco-Architektur in verführerischen Blautönen. Dazu liefert Michael Giacchino einen atemberaubenden orchestralen Soundtrack, der stellenweise fast mit The Incredibles konkurriert. All das ergibt eine visuelle wie akustische Wucht, die den Film deutlich aufwertet.
Ein fantastisches Ensemble hält ‘First Steps’ zusammen
Die herausragende Darstellerin dieser Version ist ohne Zweifel Vanessa Kirby, deren Darstellung von Sue Storm das emotionale Zentrum bildet. Storm ist gezwungen, ihre Verantwortung als öffentliche Figur mit ihrer Rolle als Mutter zu vereinen, um ihr Kind zu schützen. Die geerdete Ernsthaftigkeit, mit der Kirby ihrer Figur Tiefe verleiht, lenkt selbst die bizarreren erzählerischen Wendungen des Films in glaubwürdige Bahnen.
Pedro Pascal liefert als Reed Richards eine solide Leistung ab, wenn auch mit weniger nerdiger Energie als erwartet. Dennoch gelingt es ihm, Richards mit einer fesselnden, neurotypischen Ernsthaftigkeit darzustellen, die das Team ergänzt.
First Steps bemüht sich, die Fantastischen Vier als Beschützer einer alternativen Erde zu positionieren – möglicherweise als die einzigen, die einer übermächtigen Bedrohung die Stirn bieten können. Auch wenn dieser Handlungsrahmen mittlerweile Standard in vielen Superheldenfilmen ist, verfolgt dieser Film einen anderen, intellektuellen Ansatz. Die Heldengruppe verlässt sich weniger auf rohe Gewalt, sondern auf Verstand, Strategie und Kooperation, um Probleme zu lösen.
Angesichts der gegnerischen Rolle von Galactus wird der zuvor lockere Ton abrupt zu einem düsteren Endzeit-Szenario (Wortspiel beabsichtigt). First Steps verliert im zweiten Akt deutlich an Fahrt – die ernste Stimmung hilft dem Film dabei nicht weiter.
Einige der Fantastic-Four-Mitglieder geraten dabei in den Schatten. Joseph Quinn als Johnny Storm wird gut gezeichnet und charmant – vor allem im Zusammenspiel mit dem Silver Surfer. Ben Grimm (Ebon Moss-Bachrach) hingegen wird in eine oberflächliche Nebenhandlung gedrängt: Seine Einsamkeit und die unglückliche Romanze mit einer lokalen Lehrerin (gespielt von Natasha Lyonne) wirkt wie ein völlig anderer Film — der Slice-of-Life-Part, den ich dem Galactus-Handlungsbogen deutlich vorgezogen hätte.
Der Film beabsichtigt eine Reflexion über unsere Abhängigkeit von mächtigen Persönlichkeiten – seien es Prominente oder Politiker – die letztlich genauso menschlich sind wie wir. Doch First Steps scheitert an der Umsetzung dieser Idee.
Die Drehbuchautor*innen Josh Friedman, Eric Pearson, Jeff Kaplan und Ian Springer konzentrieren sich so stark auf die Figurenzeichnung, dass an anderen Stellen ein Galactus-großes Loch klafft, wo eigentlich ein spannender Handlungsbogen oder ein funktionierendes narratives Gerüst hätte sein sollen.
Julia Garner als Silver Surfer / Shalla-Bal erhält mehr Charakterentwicklung als manche der Fantastic Four selbst. Ihre Darstellung weist interessante Konflikte und Tiefe auf, die bei keinem der Hauptcharaktere in vergleichbarem Maße vorhanden ist.
Je länger der Film läuft, desto mehr fügt er sich in die üblichen MCU-Normen ein. Der anfangs feine Farbschub und das markante Retro-Setting verwandeln sich in das gewöhnliche, matte Graustufenbild, sobald Galactus auf der Erde erscheint – was seine mittelmäßige CGI-Darstellung noch deutlicher macht. Das ist schade, denn es ist die ästhetisch markanteste Welt, die das MCU seit Wakanda hervorgebracht hat. Am Ende sieht der Film aus wie jeder andere Marvel-Streifen.
Vieles an Fantastic Four: First Steps erinnert mich an ein anderes jüngeres Disney-Produkt: Elio. Man hat den Eindruck, dass zu viele Leute im Team versucht haben, den Film als Produkt einer Marke zu optimieren, statt einen eigenständigen Film zu schaffen, der seinen Platz in der langen Studio-Historie verdient. Das wirkt besonders angesichts der aktuellen Identitätskrise bei Marvel Studios ernüchternd.
SCHLUSSERKLÄRUNG
Technisch gesehen ist ‘First Steps’ der beste Fantastic-Four-Film aller Zeiten. Die wissenschaftlich orientierte erste Familie ist vielleicht nicht so kreativ oder fokussiert wie die Darsteller und Drehbuchautoren, doch sie überzeugt durchgehend mit Herz und Charme. Ein solider, wenn auch weit davon entfernter, fantastischer Einstieg für Marvels erste Familie im MCU.