‘Ne Zha II’ Kritik: Chinas Rekord-Animationsfilm begeistert mit explosivem, radikalem Bildspektakel
Anfang dieses Jahres zerstörte der chinesische Animationsfilm ‘Ne Zha II’ Pixars Inside Out 2 und wurde zum erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten. Die mythologische Figur Ne Zha war mir bisher nur am Rande bekannt – etwa beim Scrollen durch Netflix. Doch als der Film im Ausland Rekorde brach, als erster Animationsfilm die Zwei-Milliarden-Marke knackte und sogar in die Top 10 der umsatzstärksten Filme weltweit vorrückte – dicht hinter Titanic –, musste ich genauer hinschauen.
Diese Kritik erscheint pünktlich zur englisch synchronisierten A24-Veröffentlichung (noch immer kaum zu glauben, dass A24 die Rechte gesichert hat). Ich habe den Film jedoch bereits dreimal in der Originalsprache gesehen.
Um Han Solo aus Das Erwachen der Macht zu zitieren: „Es ist wahr – die Action, die Animation. Alles davon. Es ist alles wahr.“
Einer der besten Sequels aller Zeiten
Action-Regie auf höchstem CG-Niveau
Radikale Botschaft, die zum Nachdenken anregt
Gerade dieser Mix aus visueller Meisterleistung und revolutionärer Botschaft macht den Film zu einem Erlebnis, das man immer wieder sehen möchte
MPA-Bewertung: NR
Laufzeit: 2 Stunden und 24 Minuten
Produktionsfirmen: Chengdu Coco Cartoon, Beijing Enlight Media, Beijing Enlight Pictures, Chengdu Zizai Jingjie Culture Media, Beijing Coloroom Technology
Verleih: A24
Regie: Jiao Zi
Drehbuch: Jiao Zi
Besetzung: Crystal Lee, Griffin Puatu, Aleks Le, Michelle Yeoh, Vincent Rodriguez, Rick Zeiff, Damien Haas, Christopher Swindle, Daniel Riordan
Kinostart: 1. August 2025
Die Geschichte setzt unmittelbar nach dem Vorgänger ein: Der komische Meister Taiyi Zhenren (Rick Zieff) erweckt mit Hilfe der Heiligen Lotosblume die Geister von Ne Zha (Crystal Lee), der Wiedergeburt der Dämonenperle, sowie von Ao Bing (Aleks Le), der Wiedergeburt der Geisterperle.
Doch schon bald greift Shen Gongbao (Daniel Riordan), Ao Bings Meister, Ne Zhas Heimat Chentang-Pass an. Um das Land zu verteidigen, setzt Ao Bing seine gesamte Kraft ein – was jedoch seinen neu erschaffenen Körper schwer belastet.
In dieser Notlage schließt Ne Zha einen Pakt mit Ao Bings Vater, dem Drachenkönig des Östlichen Meeres, Ao Guang (Christopher Swindle). Der Deal: Innerhalb von sieben Tagen soll der Heilige Lotos wiederhergestellt werden, damit Ne Zhas Körper geheilt wird – im Gegenzug muss Chentang-Pass verschont bleiben. Bis dahin teilen sich Ne Zha und Ao Bing einen Körper.
Meister Taiyi bringt die beiden zu Wuliang, dem Anführer der himmlischen Chan-Sekte. Dort müssen sie drei Prüfungen bestehen, um ein Elixier zu erhalten, das den Heiligen Lotos erneut erblühen lässt und Ne Zha zudem Unsterblichkeit verleiht.
Doch schon bald sehen sich Ne Zha und Ao Bing einer unvorstellbaren Bedrohung gegenüber, die nicht nur ihre Kräfte, sondern auch ihre Identität und Weltanschauung auf die Probe stellt.
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Ein Action-Spektakel wie kein anderes
Ich habe mir selbst keinen Gefallen getan, indem ich zuerst das Sequel ‘Ne Zha II’ gesehen und danach erst den Vorgänger geschaut habe. Mach nicht denselben Fehler – sonst wirst du zwar geblendet, aber auch völlig verloren, überfordert und verwirrt sein, ohne die Figuren wirklich zu kennen. Der erste Film ist aktuell sogar kostenlos auf YouTube verfügbar.
Der erste Teil ist ein familienfreundlicher Actionfilm, der die chinesische Mythologie modern und unterhaltsam neu interpretiert – wenn auch etwas generisch.
Kreative Actionszenen waren vorhanden.
Dennoch war spürbar, dass das Budget begrenzt war, da sich fast die gesamte Handlung in Chentang-Pass abspielte.
Humor und Story wirkten durchschnittlich, doch Ne Zha selbst war eine gelungene Figur: rebellisch, frech, aber mit einem Herz aus Gold.
Man könnte sagen: Wenn ‘Ne Zha’ ein Happy Meal war, dann ist ‘Ne Zha II’ ein Vier-Gänge-Menü im Michelin-Restaurant.
Regisseur und Autor Yu Yang (alias Jiao Zi) übertrifft mit dem Sequel jede Erwartung:
Charaktere, Handlung, Actionsequenzen und Stakes werden auf ein Level gehoben, das den Vorgänger weit überragt.
Der Film steht auf Augenhöhe mit der aktuellen 3D-Animations-Elite.
Trotz meiner Liebe zu Spider-Verse muss ich zugeben, dass Zi und über 4.000 Animatoren aus 138 chinesischen Studios die Grenzen des CG-Animationskinos neu definiert haben.
Nicht durch realistische Texturen oder Partikeleffekte,
sondern durch eine epische Bildgewalt, die an die Dimensionen von Peter Jackson und James Cameron erinnert.
Jede Actionszene steigert sich und übertrifft die vorherige – ein Spektakel ohne Verschnaufpause.
Zis Liebe zum Detail erreicht einen neuen Höhepunkt:
Die Kämpfe erinnern an eine Mischung aus The Raid und Dragon Ball Z.
Wie im Vorgänger wird Humor geschickt mit Action kombiniert.
Doch durch den ernsteren Ton werden die Kämpfe intensiver, spannender und emotional packender – der Film hält einen konstant am Rand des Sitzes.
Die Flammen des ersten Akts von Ne Zha II brauchen eine Weile, um zu entfachen
Im ersten Akt fängt Regisseur Zi den vertrauten Ton des Originals wieder ein. Die ersten rund 30 Minuten ziehen sich zwar etwas, doch der Film setzt stark auf derben Körperhumor, der stellenweise zündet. Selbst einige urkomische ‘Pipi-Gags’ haben mich laut lachen lassen.
Doch sobald das Abenteuer seinen humorvollen Charakter ablegt und im zweiten Akt eine der dunkelsten Wendungen eines Animationsfilms überhaupt einschlägt, bleibt die Intensität konstant hoch – begleitet von einem Humor, der diesmal besser ausbalanciert und wirkungsvoller ist.
Das Szenario, in dem Ne Zha und Ao Bing gezwungen sind, sich einen Körper zu teilen, ermöglicht eine deutlich nuanciertere Erweiterung von Ne Zhas Identitätskrise als im Vorgänger.
Dieser Junge hat schon immer mit seiner dämonischen Herkunft gekämpft. Ein zentrales Thema des ersten Films war seine Unfähigkeit, seine gewaltigen Kräfte zu kontrollieren, was sein Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl schwächte.
Im Sequel muss Ne Zha Schlaftabletten einnehmen, damit Ao Bing die Kontrolle über seinen Körper übernehmen kann. Zunächst macht er dies aus Spaß, doch bald wird es zu einem Bewältigungsmechanismus seiner inneren Ängste. Durch seinen Mangel an Selbstwert beraubt er sich selbst entscheidender Momente.
Kein einfaches Wiederaufwärmen der alten Story
Sondern eine vielschichtige Weiterentwicklung seines Charakters
Man spürt das Gewicht jeder Emotion, die Ne Zha auf seiner epischen Reise durchlebt
Der wahre MVP des Films ist Shen Gongbao. Obwohl er anfangs wie ein mittelmäßiger Antagonist wirkt, entwickelt Regisseur Jiao Zi ihn konsequent über einen Subplot, der seine familiären Bindungen offenlegt.
Shen Gongbao bleibt die meiste Zeit in Chentang-Pass, wo er die Verantwortung für die Überwachung trägt, bis die Jungen mit dem Elixier zurückkehren.
Die detaillierte Darstellung seiner Motivationen und Handlungen wird später auf die Probe gestellt – und überrascht das Publikum vollkommen.
Diese Wandlung erinnert an Diego aus Ice Age, der vom listigen Antagonisten zu einer sympathischen, fürsorglichen Figur wurde.
Am Ende bleibt Shen Gongbao nicht nur eine Nebenfigur, sondern ein emotionaler Höhepunkt des Films.
Ich möchte wirklich nicht zu viel über den Film verraten, aber glauben Sie mir, wenn ich sage: Dies ist der Animationsfilm, den wir gerade jetzt brauchen. Zi zeigt denselben feurigen Enthusiasmus wie Ne Zha und kanalisiert die mutige, thematisch anspruchsvolle Erzählweise früher Pixar-Filme und darüber hinaus, um einen modernen Klassiker zu schaffen, der Ihre Seele radikalisiert und Sie überrascht.
Die Untertitel-Version von Ne Zha II erschien am selben Wochenende wie Captain America: Brave New World, einer meiner meistgehassten Filme von 2025, wegen seiner pro-militanten Themen und der hohlen Handlung – und das zeitgleich mit unserem aktuellen autoritären Regime, das Religion gegen marginalisierte Gemeinschaften instrumentalisiert.
Man erkennt leicht, worauf ich hinaus will: Es geht um die jüngere Generation, die sich einem bösen (konservativen) Machtapparat gegenübersieht, der marginalisierte Gemeinschaften ausbeutet. Die Art und Weise, wie Eiferer ihre religiösen Überzeugungen militarisieren, um in ihrem Selbstgerechtigkeitstrieb zu handeln, und wie dies mit dem Entwicklungsbogen des Duos verwoben ist – ihre Weltanschauung wird herausgefordert, während sie lernen, ihre jeweiligen Identitäten zu akzeptieren – trägt zu einem radikalisierenden Höhepunkt bei.
SCHLUSSERKLÄRUNG
Ne Zha II erscheint wie ein strahlendes Licht, das wir gerade jetzt in der Dunkelheit brauchen. Ja, die Action ist phänomenal – aber genauso kraftvoll ist die radikale Botschaft im Kern. Ich habe ihn schon viermal gesehen, und er ist immer noch der beste Animationsfilm von 2025. Einfach großartig. Sehen Sie ihn in 3D und mit Untertiteln!