‘Him’ Kritik: Nerviger und belangloser Fußball-Horror verspielt jede Chance

Ich kann kaum glauben, dass ich fast ein Jahrzehnt auf den zweiten Spielfilm von Justin Tipping gewartet habe. Sein Debüt, das stilvolle Coming-of-Age-Hood-Abenteuer Kicks, sah ich 2016 beim Tribeca Film Festival im inzwischen verschwundenen Bow Tie Cinemas. Zehn Jahre später wagt Tipping den Schritt in den psychologischen Horror und präsentiert mit Him einen von Jordan Peele produzierten Film, der deutlich an dessen Handschrift erinnert. Die Handlung dreht sich um einen aufstrebenden Football-Star, der kurz vor dem Draft für sein Traumteam steht und mit seinem Idol – einem legendären Spieler – trainiert. Trotz meiner hohen Erwartungen war ich von Him enttäuscht: Der Film versprach, ein intelligenter Sport-Horrorfilm zu sein – ein echtes Novum im Genre –, doch er vergeigt jede Chance und scheitert an fast jedem Spielzug.

'Him': Sporttalent Cameron Cade im düsteren Psychothriller von Justin Tipping

MPA-Freigabe: R (wegen starker blutiger Gewalt, durchgehender vulgärer Sprache, sexueller Inhalte, Nacktheit und Drogenkonsum)

Laufzeit: 1 Stunde und 36 Minuten

Sprache: Englisch

Produktionsfirmen: Monkeypaw Productions

Verleih: Universal Pictures

Regie: Justin Tipping

Drehbuch: Skip Bronkie, Zack Akers, Justin Tipping

Besetzung: Marlon Wayans, Tyriq Withers, Julia Fox, Tim Heidecker

US-Kinostart: 19. September 2025

'Him': Sporttalent Cameron Cade im düsteren Psychothriller von Justin Tipping

Angriff auf Cameron Cade

Am Vorabend eines wichtigen Football Scouting Combine wird der junge Football-Profi Cameron Cade (Tyriq Withers) brutal attackiert. Die Folge: eine schwere Kopfverletzung, die seine Zukunft im Sport – und den Traum seines verstorbenen Vaters – in Gefahr bringt.


Begegnung mit Isaiah White

In diesem Moment taucht sein großes Idol auf: der legendäre Quarterback Isaiah White (Marlon Wayans). Er bietet Cameron an, ihn eine Woche lang auf seinem abgelegenen Anwesen in der westlichen Wüste zu trainieren.


Training im abgelegenen Anwesen

Das Trainingsprogramm ist in tägliche Lektionen gegliedert. Zunächst macht es den Anschein, als könnte Cameron unter Whites Führung seinen Traum doch noch verwirklichen.


Von Inspiration zu Bedrohung

Doch schon bald kippt die Stimmung: Was als motivierendes Training beginnt, verwandelt sich in eine toxische und beängstigende Erfahrung. Cameron muss sich Whites fanatischen Anhängern stellen und dessen immer verstörenderem Verhalten aussetzen.


Der wahre Albtraum beginnt

Aus einem sportlichen Neubeginn wird ein psychologischer Horrortrip, der Cameron nicht nur körperlich, sondern auch geistig an seine Grenzen bringt.

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Him sieht aus wie jede Monkeypaw-Produktion (sowohl lobend als auch abwertend gemeint)

Him sieht aus wie jede Monkeypaw-Produktion (sowohl lobend als auch abwertend gemeint).

'Him' Kritik: Justin Tipping zwischen Monkeypaw-Ästhetik und surrealer Bildsprache

In Him zeigt Justin Tipping erneut sein Talent, surrealistische Bildsprache in das Chaos der Handlung zu integrieren – eine Technik, die bereits in seinem Debüt Kicks zu den größten Highlights gehörte. Auf dem abgelegenen Anwesen von Isaiah White (Marlon Wayans) bleibt Tipping seinem etablierten Stil treu, trifft jedoch auch einige interessante kreative Entscheidungen: Dazu zählen der Einsatz einer Infrarot-Linse bei Gewaltszenen, verzerrte Perspektiven von Cameron in seinem Helm und stimmungsvolle Beleuchtung, die die Spannung verstärkt.

Diese visuellen Experimente sind meist nur kurz zu sehen, da Tipping sich stark an der typischen Monkeypaw-Ästhetik orientiert – ein Stil, der inzwischen fast als Markenzeichen gilt. Kein Wunder, dass viele Zuschauer Him fälschlicherweise für einen Film von Jordan Peele halten könnten: Die extremen Nahaufnahmen von verstörendem Verhalten, die Bildkomposition und der Schnitt erinnern stark an andere Monkeypaw-Produktionen wie Us und Get Out, sogar stärker als an Nia DaCostas Candyman.

Him fehlt eine schwarze Perspektive, um die unausgereiften Themen zu vertiefen

Die Geschichte eines aufstrebenden schwarzen Talents aus der jüngeren Generation, das sich einem gewalttätigen Training durch die Größten ihres Fachs (GOAT) unterziehen muss, hätte das Potenzial für Nuancen – insbesondere vor dem Hintergrund des Horror-Aspekts. Es gibt eine Seelenlosigkeit im Football und im Lebensstil der Spieler, die daraus resultiert, dass Athleten damit rechnen müssen, schlecht behandelt und später verworfen zu werden. Him begnügt sich damit, eine Art Whiplash im Stil von Get Out zu kopieren, besitzt jedoch keinen Funken der Intelligenz oder des Schreckens, um Investitionen in die Handlung lohnenswert zu machen. Gleichzeitig tastet sich der Film an das wiederholte Thema toxischer schwarzer Männlichkeit heran, das dringend eine authentische schwarze Stimme gebraucht hätte – Tipping ist philippinisch-skandinavischer Abstammung, und die Co-Autoren Skip Bronkie und Zack Akers sind weiß – und wirkt dabei ähnlich fremd wie Trey Edward Shults’ Waves. Ich habe Bronkie und Akers nicht zum Vorwurf gemacht: Sie verkauften ursprünglich ihr Drehbuch unter dem Titel GOAT an Monkeypaw, nur damit Tipping es in einem großen Rewrite „schwarz färbte“ (jede Verwendung des N-Worts wirkte aufgesetzt oder sogar irritierend).


Zur schwarzen Männlichkeit: Zu Beginn des Films sieht Cam, der noch Kleinkind ist, die Highlight-Reel von Isaiah White mit seinem Vater, der ihm sagt: „So sehen echte Männer aus.“ Zwei Jahrzehnte später ist Cam zu einem herausragenden Football-Spieler herangewachsen, trainiert von seinem Vater, um der ultimative Star-Quarterback zu werden. Gleichzeitig ist er emotional blockiert. In zahlreichen kurzen Szenen zeigt Tyriq Withers eindringlich die Verletzlichkeit, die entsteht, wenn man seine Kindheit und Identität durch Tragödien verliert.


Das Drehbuch von Tipping befindet sich in einem aktiven inneren Konflikt mit sich selbst und den Originalautoren: Es kann sich nicht entscheiden, ob es über schwarze Männlichkeit, Ausbeutung oder Selbstaufopferung für die Liebe zum Spiel erzählen möchte. Themen und Charaktere werden auf eine Weise dargestellt, die sowohl offensichtlich als auch leer wirkt. Selbst der blutige, grausame Höhepunkt, der endlich ein rassisches Thema und ein übernatürliches Element einführt, will triumphal wirken – bleibt jedoch flach.

Him, wie auch das diesjährige Opus, möchte über Ruhm und Ehre diskutieren, fehlt jedoch überzeugende Aussagekraft, Kommentar oder Verständnis des Horror-Genres, um seine Botschaft Gewicht zu verleihen. Zudem mindert dies die Leistung der zentralen Darsteller.

Gute Schauspieler in einem besseren Drehbuch nötig

Gute Schauspieler in einem besseren Drehbuch nötig

Sobald Cameron das Anwesen von Isaiah White betritt, wird er zur reaktiven Marionette und verliert seine aktive Rolle in der eigenen Geschichte. Dadurch wird Tyriq Withers’ Potenzial für eine herausragende Leistung verschwendet.


Marlon Wayans als chaotische Figur

So sehr Marlon Wayans sich auch bemüht – und das tut er, liefert seine beste Performance seit White Chicks –, er ist niemals eine glaubwürdige Bedrohung. Stattdessen wirkt er wie ein schizophrener Chaos-Agent: mal aufrichtig, mal quälend, aber nie wirklich als Mensch erkennbar. Manchmal erinnert seine Darstellung an einen Kanye West circa 2018.


Julia Fox stiehlt die Show

Neben Wayans ist Julia Fox wieder dabei und beweist einmal mehr, wie viel Charisma und Persönlichkeit sie mitbringt, selbst in weniger als fünf Minuten Screentime. Allein durch ihre Präsenz überstrahlt sie ihre Mitdarsteller in Sachen Charisma und Ausstrahlung.


Horror ist nicht Tippings Stärke

So sehr man Him den Vorteil des Zweifels geben möchte, wird schnell klar: Horror ist nicht Tippings Stärke. Der Film fehlt jegliches organisches Gefühl von Spannung, Angst, Unbehagen oder kreativen Horrorideen. Der Höhepunkt wird früh erreicht, in einer Szene, in der Isaiah Cam beim Wurftraining unter extremen Bedingungen testet – ein brutaler Moment, der Horror und Männlichkeit im Sport zeigt, aber nicht als eigentlicher Höhepunkt gedacht war.

SCHLUSSERKLÄRUNG

Him vergeigt auf ganzer Linie: Ein nerviger und oberflächlicher Peele-Verschnitt im Sport-Horror-Genre, der weder Substanz noch Seele besitzt.

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