‘Highest 2 Lowest’ Kritik: Spike Lee und Denzel Washington liefern ein spannendes, modernes Remake des Kurosawa-Klassikers

‘Highest 2 Lowest’ – Spike Lees neues Remake im Fokus

Ein neuer Anlauf nach ‘Oldboy’

Oh nein, Spike Lee hat wieder ein Remake gemacht. Alle rennen! Nur ein Scherz – so respektlos gehe ich mit Bed-Stuys bestem Filmemacher nicht um. Außerdem: Das missglückte ‘Oldboy’-Remake von 2013 (das Lee selbst ablehnte) hat nichts mit Highest 2 Lowest zu tun, einer Neuinterpretation von Akira Kurosawas High and Low von 1963.

Kurosawa, McBain und die Wurzeln

Kurosawas High and Low wiederum basiert auf dem Roman King’s Ransom (1959) von Ed McBain. Ich gebe zu: Kurosawas Film habe ich nicht gesehen. Doch dieses Jahr habe ich zum ersten Mal Mo’ Better Blues geschaut – die erste von fünf Kollaborationen mit Denzel Washington.

Spirituelle Fortsetzung von ‘Mo’ Better Blues’

Warum ist das wichtig? Weil Highest 2 Lowest zwar auf seiner Vorlage basiert, sich aber in vielerlei Hinsicht wie eine spirituelle Fortsetzung von Mo’ Better Blues anfühlt – thematisch, emotional und stilistisch.

Krimidrama trifft New Yorker Energie

Trotz seines ernsten Charakterdramas ist der Film ein energiegeladenes Crime-Thriller-Erlebnis. Mit packender Spannung, urbanem Puls und echter ‘Capital-N New York’-Atmosphäre zeigt Spike Lee erneut, warum er zu den spannendsten Filmemachern seiner Generation gehört.

'Highest 2 Lowest' – Spike Lees neues Remake im Fokus

MPA-Freigabe: R (wegen durchgehender Sprache und kurzem Drogenkonsum)

Laufzeit: 2 Stunden und 13 Minuten

Produktionsfirmen: A24, Apple Studios, Escape Artists, Mandalay Pictures, 40 Acres and a Mule Filmworks

Vertrieb: A24, Apple Original Films

Regie: Spike Lee

Drehbuch: Alan Fox

Besetzung: Denzel Washington, Jeffrey Wright, Ilfenesh Hadera, ASAP Rocky, Ice Spice, Dean Winters, John Douglas Thompson, LaChanze, Aubrey Joseph, Michael Potts, Wendell Pierce, Elijah Wright

Kinostart: 15. August 2025

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Handlung von Highest 2 Lowest

David King: Ein Musikmogul zwischen Macht und Gier

David King (Denzel Washington) ist ein erfolgreicher Musikbusiness-Mogul, dem die Künstler längst egal sind. Sein Fokus liegt nur noch darauf, den Profit seiner Firma zu steigern. Mit seiner Frau Pam (Ilfenesh Hadera) und seinem Sohn Trey (Aubrey Joseph) lebt er luxuriös in einem Apartmentkomplex in Dumbo, Brooklyn. Sein bester Freund und Ex-Häftling Paul Christopher (der großartige Jeffrey Wright) fährt ihn überall hin. Doch Kings Firma steht finanziell schlechter da als früher – ein riskanter Deal soll alles ändern.

Ein schockierender Kidnapping-Fall

Das Leben des Musikmoguls gerät aus den Fugen, als Trey und sein bester Freund Kyle Christopher (Elijah Wright) entführt werden. Während Trey gerettet wird, bleibt Kyle in der Gewalt eines mysteriösen Entführers (A$AP Rocky). Dieser fordert 17,5 Millionen Dollar von King. Nun steht David vor einer moralischen Zerreißprobe: Soll er Kyles Leben retten – oder nicht?

Zusammenarbeit mit dem FBI – und ein gefährlicher Plan

Schließlich lenkt King ein und arbeitet mit dem FBI zusammen, um das Geld im Bronx-Viertel seiner Vergangenheit zu übergeben. Doch der Plan scheitert, und David und Paul beschließen, die Situation selbst in die Hand zu nehmen.

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Spike Lee spielt clever mit den Erwartungen – ein überladenes, aber spannendes erstes Kapitel

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Zeitgenössische Neuinterpretationen von Kurosawa – ein bekanntes Muster

Zeitgenössische Neuauflagen von Kurosawa-Filmen gibt es zuhauf. Erst letzte Woche nutzte Zach Creggers Weapons den Rashomon-Effekt. Highest 2 Lowest hingegen aktualisiert Kurosawas High and Low und verlegt die Geschichte ins Herz von New York City.


Anthropologie der Klasse im Big Apple

Als New-York-basierter Kritiker fällt besonders auf, wie Spike Lee die Anthropologie von Klasse in David King und seinem „Königreich“ in der Metropole geografisch inszeniert. Vom mit Basquiat-Gemälden dekorierten Apartment über Basketballtraining für Trey und seinen Freund Kyle durch Rick Fox – das Bild eines reichen Reiches wird gezeichnet. Fast fehlt nur noch, dass King wie bei Lee üblich am Spielfeldrand eines Knicks-Spiels sitzt. Trotz dieser Schauwerte strahlt der erste Akt jedoch eine besorgniserregende Energiearmut aus.


Ein schwacher erster Akt – zu nah an der Vorlage

Viele Zuschauer werden bemerken, wie langsam und unrhythmisch der Auftakt wirkt, da er sich zu stark an die Vorlage klammert – lediglich mit einem oberflächlichen New Yorker Anstrich. Auch die Filmmusik von Howard Drossin verstärkt diesen Eindruck: das Orchester dominiert zu sehr, die Keyboard-Passagen in dramatischen Momenten wirken fast wie aus einem Hallmark-Film. Selbst ich fragte mich: „Hat Lee die Inspiration verloren? Macht er das nur fürs Geld?“ Doch sobald der zweite Akt beginnt, wird klar: Lee spielt 4D-Schach.


Metakommentar auf Lees Karriere und Washingtons Figur

Obwohl von Alan Fox geschrieben, fungiert Highest 2 Lowest als metakontextueller Kommentar zu Spike Lees Karriere und seinem Streben nach künstlerischer Relevanz in einer sich wandelnden Branche. Die Abwesenheit klassischer „Lee-ismen“ im ersten Akt spiegelt sich in Washingtons David wider: Ein Musikmogul, der das Interesse an der Kunst verloren hat, aber immer noch Instinkt und Härte zeigen kann. Menschen sind für ihn bloß Währung – eine Kälte, die Lee mit weiten Kameraeinstellungen visuell einfängt.


Zwischen Monotonie und Brillanz

Trotz Washingtons charismatischer Performance wirkt der erste Akt oft hölzern und klischeebeladen, fast wie auf Autopilot. Doch genau darin liegt Lees Kunstgriff: Was zunächst schwach wirkt, entpuppt sich im weiteren Verlauf als komplexes filmisches Statement.

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Raum für den ersten Akt und seine Eigenständigkeit

Es hätte genügend Raum gegeben, dass der erste Akt seinen eigenen Weg geht, anstatt sich zu sehr auf Kurosawa oder King’s Ransom zu stützen. Doch sobald der Katalysator einsetzt und David jemanden retten muss, der nicht sein Sohn ist, schaltet Lees Regie in den höchsten Gang und liefert das spannendste Spektakel des Sommers.

Spike Lee findet zu seiner Handschrift zurück

Mit der Rückkehr zu seinen ikonischen Stilmitteln – wie den berühmten Double-Dolly-Shots – setzt Lee pure Energie frei. David wird zur treibenden Kraft der Handlung. Gleichzeitig nutzt Lee New York City auf eine Weise, die weit über bloßes Modernisieren oder dekoratives Stadtkino hinausgeht.

New York als lebendige Kulisse

Die Stadt selbst wird zum pulsierenden Charakter. Besonders das Herzstück des Films – der Austausch zwischen der Bronx und einer cameo-gefüllten Puerto Rican Day Parade – sticht heraus. Als gebürtiger New Yorker musste ich mich zurückhalten, nicht sofort die Fünf-Sterne-Wertung zu vergeben, als ich die Woodlawn-gebundene 4-Train-Linie, mit der ich aufgewachsen bin, gleich in zwei actiongeladenen Szenen erleben durfte.


Der Adrenalinschub des zweiten Akts

Der Energieschub, den der zweite Akt entfacht, verliert nie an Tempo. Das liegt vor allem am Zusammenspiel technischer Künstler, die gemeinsam mit Lee eine packende filmische Dynamik erschaffen.

Präzise Schnittarbeit und visuelle Kraft

Editorin Allyson C. Johnson und Lees langjähriger Partner Barry Alexander Brown verleihen den Verfolgungsszenen mit David eine rhythmische Spannung, die an klassische Thriller erinnert. Auch die Zusammenarbeit mit Kameramann Matthew Libatique sorgt – wenn auch nicht ganz auf dem Niveau früherer Projekte – für den unverwechselbaren, lebendigen Zauber, den man von Lees besten Filmen kennt.

Highest 2 Lowest – Eine metakontextuelle Ballade über Musik und weitere Motive

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Von Mo’ Better Blues zu Highest 2 Lowest

Ein introspektiver Vergleich

Anfang dieses Jahres habe ich Mo’ Better Blues erstmals auf 35 mm gesehen. Genre und Figurencharaktere unterscheiden sich stark. Dennoch ist dieser Film eine tiefe Charakterstudie eines Mannes, der von Ego und Erfolg verschlungen wird. Er zeigt die Folgen, wenn man sich zu sehr im Erfolg verliert – eine kritische Auseinandersetzung mit der Verführung des Kapitalismus. Highest 2 Lowest kann als moderne Antwort darauf verstanden werden. Wäre Bleek Gilliam am Ende dieses Films zu erfolgreich geworden, hätte er David King werden können.


Metatextuelle Komponenten und Machtspiele

David King als Spiegel der Industrie

Der metatextuelle Aspekt zeigt sich, wenn David und sein Widersacher aufeinandertreffen. Durch ihre Machtverhältnisse greift Lee die Intelligenz und thematische Tiefe seines zweiten Films auf und kombiniert sie mit einer perfekten Denzel Washington-Performance.

A$AP Rocky als glänzender Gegenspieler

A$AP Rocky beeindruckt in einer brillanten Schauspielshow und bildet das perfekte Gegenstück zu Washington. Seine Darstellung vereint Bösartigkeit, Verfall und authentische Unsicherheit – und das von einem der derzeit besten lebenden Schauspieler.


Charakterstudie versus Klassenkampf

Unterschiedliche Antriebe

Während Mo’ Better Blues psychologisch durch Ego, Obsession und Loyalität im Erfolgskontext getrieben wurde, lebt Highest 2 Lowest von einem spannenden Machtkampf der Klassen. Lee greift zwar Themen aus der Vorlage auf, macht den Film jedoch eigenständig und aktualisiert ihn modern, ähnlich wie bei seinem Film von 1990.

Denzels David King: Erfahrungen und Kritik

Denzels Darstellung zeigt David Kings Erfahrungen in der Film- und Musikindustrie und reflektiert die Frustrationen und Einsichten, die durch das „Verlorensein im Geschäft“ entstehen. Kings gehobene soziale Klasse macht die Geschichte zwar weniger greifbar, dient jedoch als starke Kritik an der zeitgenössischen Musik- und Unterhaltungsindustrie, die Reichtum und sozialen Status über künstlerisches Talent und Leidenschaft stellt.

SCHLUSSERKLÄRUNG

Spike Lees Highest 2 Lowest ist eine packende, moderne Neuinterpretation eines Kurosawa-Klassikers, die ikonische Themen nuanciert und musikalisch lebendig umsetzt.

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