‘Ballerina’ Rezension: John Wick-Ableger scheitert daran, eine eigene Identität zu finden – trotz einer beeindruckenden Performance von Ana de Armas

Wenn man mir vor zehn Jahren gesagt hätte, dass John Wick zu einem mehrteiligen Franchise heranwächst, hätte ich laut gelacht. Dass es heute die Hauptgeldquelle von Lionsgate ist und sogar Spin-offs hervorgebracht hat, hätte ich nicht geglaubt.

Trotzdem saß ich gespannt im Kinosessel. Ich wollte Ana de Armas in dem Action-Franchise sehen, das ich am meisten liebe.

Dieses erste Spin-off – From the World of John Wick: Ballerina (ein wirklich furchtbarer Titel) – ist ein einfacher, abgeleiteter Rachefilm. Er wirkt, als sei er bis zur Unkenntlichkeit umgeschnitten worden. Trotzdem liefert Ana de Armas eine kraftvolle Performance in dieser… na ja… okayen Erweiterung des John Wick-Universums.

'Ballerina’ Rezension: John Wick-Ableger scheitert daran, eine eigene Identität zu finden – trotz einer beeindruckenden Performance von Ana de Armas.

MPA-Freigabe: R (durchgehend starke/blutige Gewalt und Sprache)

Laufzeit: 2 Stunden und 5 Minuten

Produktionsfirmen: Thunder Road Films, 87North Productions

Verleih: Lionsgate

Regie: Len Wiseman

Drehbuch: Shay Hatten

Besetzung: Ana de Armas, Anjelica Huston, Gabriel Byrne, Lance Reddick, Norman Reedus, Ian McShane, Keanu Reeves

Veröffentlichungsdatum: 6. Juni 2025

Eves Ursprung und ihr Weg zur Rache: Vom Trauma zur tödlichen Mission

Als junges Mädchen wird Eve Macarro (Victoria Comte) Zeugin, wie ihr Vater – ein Auftragskiller – von Söldnern getötet wird. Angeführt werden sie vom Kanzler (Gabriel Byrne).
Verwaist findet sie Zuflucht bei Winston (Ian McShane), dem Leiter des Continental. Dieser stellt sie der Direktorin (Anjelica Huston) vor.
Die Direktorin nimmt Eve auf. In der Tradition der Ruska Roma beginnt sie ihre Ausbildung zur Ballerina-Killerin.

Als Erwachsene (Ana de Armas) hat Eve ihre Ausbildung abgeschlossen. Sie bekommt den Auftrag, Opfer aus Menschenhandelsnetzwerken zu befreien und zu beschützen.
Bei einer Mission fällt ihr ein Detail auf: Einer der getöteten Männer trägt dieselben Kennzeichnungen wie die Söldner, die einst ihren Vater umgebracht haben.

Ihre Prioritäten verschieben sich — sehr zum Missfallen der Direktorin —, als Eve sich auf eine persönliche Rachemission begibt. Entschlossen, die Wahrheit über den Tod ihres Vaters aufzudecken, setzt sie alles daran, den Kanzler zur Strecke zu bringen.

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Eine herausragende Action-Performance, getragen von körperlichem Einsatz und präzisen Stunts.

Ballerina Kritik: Ana de Armas glänzt – doch der John-Wick-Ableger bleibt identitätslos

Eine unaufhaltsame Kraft: De Armas im John-Wick-Universum

Ana de Armas ist eine fesselnde Schauspielerin. Seit Knives Out überzeugt sie mit Präsenz und Überzeugungskraft. In Ballerina schließlich übernimmt sie die volle Kontrolle auf der Leinwand. Seit Knives Out überzeugt sie mit Präsenz und Überzeugungskraft. In Ballerina schließlich übernimmt sie die volle Kontrolle auf der Leinwand. Seit Knives Out überzeugt sie mit Präsenz und Überzeugungskraft.
Ihr kurzer Auftritt in Keine Zeit zu sterben, an der Seite von Daniel Craig, wirkte fast wie ein heimlicher Spin-off.
Trotzdem war de Armas ein echter Hingucker.
Leider brachte ihr der Weg von Knives Out zu 007 nicht den erhofften Action-Ruhm.
Doch Knock Knock öffnete ihr die Tür zu John Wick.

In Ballerina hat De Armas die volle Kontrolle – sie ist eine einschüchternde Kraft.

In einer Szene steht sie dem Baba Yaga (Keanu Reeves) höchstpersönlich gegenüber.
Für die drei Menschen, die sich auf ein Knock Knock-Wiedersehen freuen, dachte ich:
„Ooh, ein Showdown zwischen einer unaufhaltsamen Kraft und einem unbeweglichen Objekt.“
Und „unaufhaltsame Kraft“ beschreibt De Armas’ Performance wohl am besten – ebenso ihre Figur Eve Macarro.

John Wick in Ballerina: Wenn Vertrauen in die Hauptfigur fehlt

Eve zeichnet sich durch rebellische Widerstandskraft aus.
Sie lehnt sich gegen die starren Normen der Ruska Roma auf.
De Armas’ körperlich geprägtes Spiel und ihre Stuntarbeit tragen den Film.
Ihre Eve ist rücksichtslos und voller blinder Wut.
Das Drehbuch bietet zwar keine große Figurenzeichnung, doch De Armas bringt subtile, empathische Wut ein.
Diese entspringt dem tief sitzenden Trauma ihrer Figur.

Im John-Wick-Universum spiegelt Ana viele von Keanus Qualitäten wider.
Sie geht vollkommen in der Rolle der wortkargen Actionheldin auf.
Ihre Dialoge bestehen meist aus Grunzen, während sie sich durch Gegnerhorden kämpft.
Alles um sie herum wird zur tödlichen Waffe.
Ihre Bewegungen sind geschmeidig, ihre Aktionen taktisch hart und zugleich anmutig.
Vier Monate Training zahlen sich in jeder Szene aus.
Ana de Armas wirkt wie eine unaufhaltsame Kraft.
Sie trotzt allen Widrigkeiten, wirft Handgranaten – ohne je verletzt zu werden.
Am Ende bleibt sie unversehrt. Kein Rauch, kein Kratzer.

Aber wen will ich hier täuschen? Das ist dasselbe Franchise, in dem John Wick mehrfach von Autos überfahren wird – und einfach weiterläuft, als wäre nichts gewesen.

Offensichtliche Nachdrehs beeinträchtigen Ballerina’s fehlende Identität

Ballerina Rezension: Ein John-Wick-Ableger auf der Suche nach Identität

Kikimora, Keanu und Konzeptverlust: Wie Ballerina sich selbst im Weg steht

Obwohl Ana de Armas eine überzeugende Actionheldin ist, leiden ihre Figur und die gradlinige Rachegeschichte unter dem bekannten Problem: zu viele Köche verderben den Brei. Drehbuchautor Shay Hatten, der bereits Kapitel 3 – Parabellum und Kapitel 4 schrieb, verpasst Eve eine klischeebeladene Rachegeschichte (nicht, dass ich die Variante „Söldner haben ihre Katze getötet“ bevorzugt hätte). Niemand geht wegen der Handlung in einen John Wick-Film, aber der finale Schnitt ist voller Nachbearbeitungen durch Regisseur Len Wiseman und Nachdrehs unter der Regie von John Wick-Mastermind Chad Stahelski, was zu einem Stil- und Visionskonflikt führt, der die Erzählung wirr und unfokussiert wirken lässt.

Der Film führt immer wieder neue Elemente ein, die mit Eves Hintergrund und Charakterentwicklung verknüpft sind – darunter auch ihre angedeutete Darstellung als Kikimora, ein slawischer Geist, der sowohl Beschützerin der Unschuldigen als auch Zerstörerin des Bösen sein kann. Ihre moralischen Überzeugungen werden auf die Probe gestellt, als ihre Vergangenheit sie zu Daniel Pine (Norman Reedus) führt, der wichtige Informationen besitzt, aber auch eine unschuldige Tochter hat. Doch dieser interessante Handlungsstrang wird schnell fallengelassen – und mit ihm ein vielversprechender Norman Reedus –, was aus einem potenziell bedeutungsvollen Subplot eine sinnlose Nebenmission macht.

Später, als Eve in Prag landet, kommt ein weiteres zentrales Detail über ihre Vergangenheit ans Licht – was einen spannenden Twist andeutet. Doch kaum wird die – ohnehin vorhersehbare – Enthüllung gemacht, wird sie sofort wieder fallengelassen. Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass der Film massiv nachgedreht wurde, denn man versucht mit allerlei erzählerischen Abkürzungen, Eves Charakterentwicklung zu beschleunigen, nur damit John Wick schneller ins Geschehen eingreifen kann.

John Wick drängt sich vor – und raubt Ballerina die Bühne

Versteht mich nicht falsch – ich habe nichts gegen John Wicks Auftritt in einem John Wick-Film. Wick wird gegen Ende als gegensätzlicher ‚Big Boss‘ für Eve inszeniert. Doch ihn in eine Geschichte zu quetschen, in der er eigentlich nichts zu suchen hat, wird weder Eve noch de Armas gerecht – es zeugt vielmehr von mangelndem Vertrauen in ihre Fähigkeit, den Film allein zu tragen. Dass dieser Film zwischen Kapitel 3 und 4 spielt – die direkt aufeinanderfolgen –, macht die Timeline zusätzlich verwirrend. Eigentlich müsste der Film Ballerina (mit John Wick) heißen, denn genau das ist er.

Ballerina: Ein Film zwischen Vision und Franchise-Zwang

Angesichts der vielen inkonsequenten Entscheidungen und erzählerischen Schwächen bleibt dem Film kaum etwas anderes übrig, als mit erstklassigen Actionszenen zu punkten. Als jemand, der Len Wisemans Total Recall (2012) und einen seiner Underworld-Filme gesehen hat, erkenne ich hier kaum Spuren seiner Handschrift. Es ist klar ersichtlich, wo Wisemans Vision endet – und Stahelskis beginnt und vollständig übernimmt. Wenn je ein Film „geisterregiert“ wurde, dann dieser: Stahelskis eleganter Regiestil und seine brillante Actionchoreografie – jene Elemente, die dem John Wick-Universum seine Langlebigkeit sichern – sind durchgehend makellos.

Wie bereits erwähnt, geht Eve mit explosiver Gewalt à la Bomberman ans Werk und feuert später mit einem Flammenwerfer herum, als wäre sie Prince Zuko. Nicht überraschend zählen genau diese beiden Szenen – eindeutig unter Stahelskis Regie entstanden – zu den Highlights und zeigen, wie verdammt unterhaltsam dieses Franchise immer noch ist. Auch wenn Ballerina keine eigene stilistische Identität besitzt, nehme ich Stahelskis Action jederzeit lieber als eine Flut aus größtenteils vergessenswertem Einheitsbrei.

SCHLUSSERKLÄRUNG

Obwohl Ballerina von einer starken Action-Performance von Ana de Armas profitiert – inklusive Granaten und Flammenwerfer – gelingt es dem Film dennoch nicht, wirklich eigenständig zu funktionieren. Das liegt vor allem an der offensichtlichen Neuausrichtung, um in Stahelskis John Wick-Universum zu passen.
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