‘After the Hunt’ Kritik: Luca Guadagninos prätentiöses Fehlprojekt eines #MeToo-Psychodramas

‘After the Hunt’ Kritik: Luca Guadagninos Starbesetztes Campus-Drama scheitert an seiner eigenen Ambition

Ein hochkarätiges Ensemble ohne klaren Fokus

Luca Guadagnino bringt Andrew Garfield, Ayo Edebiri und Julia Roberts zusammen – drei A-List-Stars verschiedener Generationen, die eigentlich den Stoff für echtes Kino-Gold liefern sollten. Doch in ‘After the Hunt’ stecken sie fest in einem überlangen Campus-Drama über … nun ja, irgendetwas.

Ein falscher Blick auf das #MeToo-Thema

Man könnte denken, der Film handelt von einer Professorin, die zwischen einer schweren #MeToo-Anschuldigung ihrer Studentin und ihrer befreundeten Kollegin hin- und hergerissen ist. Falsch gedacht! Stattdessen entpuppt sich der Film als eine neue Art von Yale-zentrierter Nachmittags-Soap, die sich anfühlt wie ein überholtes Schultheaterstück.

Themenchaos ohne Richtung

Das Ergebnis ist ein frustrierender und zerfahrener Themenmix, der veraltete Diskurse ohne klare Aussage wiederholt. Am Ende bleibt nur die Erkenntnis der Sinnlosigkeit – ein ambitioniertes, aber letztlich leeres Drama, das sich in seiner eigenen Bedeutung verliert.

'After the Hunt' Kritik: Luca Guadagninos Starbesetztes Campus-Drama scheitert an seiner eigenen Ambition

MPA-Bewertung: R (Sprache und einige sexuelle Inhalte)

Laufzeit: 2 Stunden und 19 Minuten

Sprache: Englisch

Produktionsfirmen: Metro-Goldwyn-Mayer, Imagine Entertainment, Frenesy Film Company, Big Indie Pictures

Vertrieb: Amazon MGM Studios

Regie: Luca Guadagnino

Drehbuch: Nora Garrett

Besetzung: Julia Roberts, Ayo Edebiri, Andrew Garfield, Michael Stuhlbarg, Chloë Sevigny

US-Startdatum: 10. Oktober 2025

After the Hunt: Ein akademisches Drama zwischen Macht und Moral

Ein Abend in Yale, der alles verändert

After the Hunt spielt um das Jahr 2019. Die Philosophieprofessorin Alma Imhoff (Julia Roberts) und ihr Ehemann, der Therapeut Frederik (Michael Stuhlbarg), veranstalten eine Soirée für ihre Studenten und Kollegen an der Yale University. Unter den Gästen befindet sich Hank (Andrew Garfield), ein charmanter Assistenzprofessor und langjähriger Freund, der für seinen flirtenden Charakter bekannt ist. Ebenfalls dabei ist Maggie (Ayo Edebiri), eine schwarze, lesbische Doktorandin mit wohlhabenden Eltern, die in die Universität investieren. Sie bewundert Alma so sehr, dass sich eine psychosexuelle Spannung andeutet.

Während der Feier tauschen Alma und ihre Gäste spöttische Bemerkungen über „die Jugend von heute“ aus und führen lange, intellektuelle Gespräche über Identität, Generationenkonflikte und Selbstwahrnehmung. Nach der Party verlassen Maggie und Hank gemeinsam das Haus – Maggie lädt ihn noch auf einen Absacker in ihr Studentenwohnheim ein.

Der Morgen danach: Eine Anschuldigung erschüttert Yale

Am nächsten Tag sucht Maggie Alma auf und beschuldigt Hank, sie sexuell belästigt zu haben. Schockiert und zerrissen zwischen Loyalität und Pflichtgefühl, stellt Alma Hank zur Rede. Doch dieser behauptet, Maggie lüge, um von eigenen Fehlern abzulenken – sie habe angeblich plagiiert und wolle Kritik vermeiden.

Zwischen Wahrheit, Schuld und Vergangenheit

Während dieser ‘Er sagte, sie sagte’-Konflikt eskaliert, muss Alma sich nicht nur ihrer Verantwortung als Mentorin stellen, sondern auch ihre eigenen verdrängten Traumata und moralischen Grenzen neu bewerten. After the Hunt entfaltet sich als psychologisch aufgeladenes Universitätsdrama, das tief in Themen wie Machtmissbrauch, intellektuelle Arroganz und die Grauzonen moderner Moral eintaucht.

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Die Ivy-League-Charaktere in ‘After the Hunt’ sind kaum auszuhalten

Die Ivy-League-Charaktere in 'After the Hunt' sind kaum auszuhalten

Die Sprache in After the Hunt: Ein Übermaß an Ivy-League-Arroganz

Nora Garretts Drehbuch und der Tonfall der Elite

Ich gebe After the Hunt eines: Die an der NYU ausgebildete Drehbuchautorin Nora Garrett setzt überzeugend eine konstante Welle von „Ivy-League-Sprache“ in ihrem Yale-Setting ein. Ich sage das in Anführungszeichen, weil dies wohl die unausstehlichste Ansammlung prätentiöser Snobs ist, die in diesem Jahr in einem Film zu sehen war. Alle Figuren sprechen in einem raffinierten, upper-class Vokabular, das zwar beeindruckend konsistent, aber zugleich äußerst schwer zu ertragen ist. Da es sich um einen Film von Luca Guadagnino handelt – bekannt für tiefgehende Charakterstudien und nachdenkliche Themen mit einer Prise Humor – erwartete ich, dass diese hochtrabende Sprache nur eine Fassade sei. Da diese Menschen in ihrer eigenen akademischen Fantasiewelt leben, hoffte ich, dass ein reales Problem diese Illusion platzen lässt und insbesondere Alma eine menschlichere Seite zeigt.

Der Unterschied zu Guadagninos bewährten Autoren

Leider besitzt Garrett nicht dieselbe erzählerische Stärke wie David Kajganich oder Justin Kuritzkes. Die Arroganz und das Überlegenheitsgefühl bleiben die Standardausstattung ihrer Figuren. Zwar werden die Schwächen der Beteiligten klar herausgearbeitet – Maggie als Plagiatorin und Hank mit seinen aggressiven Ausbrüchen –, doch keine dieser Figuren wirkt wie ein echter Mensch. Sie werden zu stereotypischen Kunstfiguren, wie man sie eher in einer satirischen Komödie über Akademiker erwarten würde.

Ein Hauch von Realität durch Andrew Garfield

Alle Charaktere bleiben austauschbar und überladen mit veralteten Schlagwörtern. Ironischerweise nutzt der Film das Thema der ‘generationellen Verallgemeinerungen’ selbst als Diskussionspunkt. Wenn überhaupt, ist Andrew Garfields Darstellung von Hanks Zusammenbruch eines weißen, privilegierten Mannes das realistischste Element des Films. Er ist der einzige Charakter, der über die bloße Karikatur eines von Ivy-League-Denken befallenen Menschen hinausgeht.

Julia Roberts’ Tár-ähnliche Darstellung in After the Hunt ist solide, wenn auch etwas oberflächlich

Julia Roberts’ Tár-ähnliche Darstellung in After the Hunt ist solide, wenn auch etwas oberflächlich.

Julia Roberts in After the Hunt: Ein Tár-ähnliches Porträt mit begrenzter Wirkung

Guadagninos Regie verstärkt die Überheblichkeit des Films

Luca Guadagnino beweist mit After the Hunt, dass er nicht jedes Drehbuch inszenieren sollte, das ihm begegnet. Seine typische kontemplative Regie, geprägt von Nahaufnahmen der Körpersprache und ungewöhnlichen Kamerawinkeln, ist zwar deutlich erkennbar, verstärkt aber die bereits vorhandene arrogante Grundhaltung des Films. Er betreibt – wie man heute sagen würde – „Aura Farming“, um das ohnehin schwache Drehbuch aufzuwerten. Doch sobald die Inszenierung zu „künstlerisch“ wird, fühlt es sich an, als würde Guadagnino mit einem Schlüsselbund vor dem Publikum herumklimpern und erwarten, dass man fasziniert zuschaut.

Der Film wirkt unentschlossen in Ton und Thematik – zwischen Cancel Culture, #MeToo, Drogenabhängigkeit, Depression und psychischer Gesundheit – und fühlt sich dadurch eher wie eine komplette Staffel Degrassi an als wie ein tiefgründiges Charakterdrama.

Ein schwächeres Tár – Almas kalte Distanz als Spiegelbild

Guadagnino und Drehbuchautorin Nora Garrett liefern im Kern eine abgeschwächte Version von Tár, zentriert auf Almas Umgang mit der Situation. Sie ist kühl, distanziert und zeigt nur selten echte Emotionen, punktet jedoch mit gelegentlich brillanten, sarkastischen Dialogzeilen. Julia Roberts macht aus dem schwachen Material das Beste, verkörpert Almas dominante Ausstrahlung und nicht-feministische Haltung mit beeindruckender Präsenz und subtiler Mimik.

Allerdings glaubt Guadagnino selbstgefällig, dass diese Unberührtheit automatisch ein faszinierendes Charakterporträt ergibt. Während Maggie und Hank zunehmend in den Hintergrund treten, verliert der Film seine Richtung – ganz wie seine Hauptfigur.

Eine Hauptfigur im Kontrollverlust

Alma versucht, die Kontrolle zu behalten, greift jedoch immer öfter zu Schmerzmitteln, die sie von ihrer Freundin und Studentenberaterin Dr. Kim (eine unterforderte Chloë Sevigny) stiehlt. Sie flieht vor ihrem eigenen unausgesprochenen Trauma, was in einem anderen Film durchaus fesselnd hätte wirken können. Letztlich dient die große Enthüllung nur dazu, Almas Charakterbild zu festigen – und gleichzeitig zu zeigen, wie uninspiriert Maggie und Hank als Figuren wirklich sind.

After the Hunt kommt zur #MeToo-Ära viel zu spät und agiert dabei mit voller Selbstüberschätzung.

Der größte Kritikpunkt an After the Hunt liegt in der Vernachlässigung von Maggies Charakter. Sie ist die einzige schwarze Figur im Film und bleibt tiefgreifend unterentwickelt, wodurch die Leinwandpräsenz von Ayo Edebiri stark gemindert wird. Die Idee einer Gen-Z-Schwarzen-Lesbe aus wohlhabendem Elternhaus, die den Campus aufmischt, hätte enormes Potenzial geboten, um komplexe kulturelle und gesellschaftliche Dynamiken zu erkunden – wäre der Film nicht in den Händen von Luca Guadagnino und Nora Garrett. Das Drehbuch demonstriert deutlich, wie ungeeignet die beiden sind, sozialen Kommentar glaubwürdig zu vermitteln, da Maggie kaum genutzt wird. Sie ist das zentrale Bindeglied der Handlung und führt selbst fragwürdige Handlungen aus, wird aber dennoch an den Rand gedrängt, während eine Art ”Diet Lydia Tár” den Film dominiert.

Ein prätentiöses Finale

Zunächst wollte man dem Film noch zugutehalten, doch das Zeitsprung-Finale und die beiläufige Erwähnung von Executive Order 14151 (Abschaffung der DEI-Programme) wirken, als würde er Rassismus mit derselben Gleichgültigkeit behandeln wie alle anderen Themen. Dieser Moment markiert den prätentiösen Höhepunkt, der besonders ärgerlich ist.

Wiederholte, aber veraltete Themen

Gelegentlich versucht der Film, die dunklen, instrumentalisierbaren Seiten der #MeToo-Bewegung zu beleuchten. Doch wir schreiben das Jahr 2025 – ähnliche Diskussionen wurden bereits vielfach dargestellt. Guadagninos Ansatz, ernsthafte moralische Konflikte künstlerisch zu inszenieren, wirkt oft wie ein ‘alter Mann, der auf Wolken schimpft’, eine arrogante Selbstinszenierung ohne Substanz.

SCHLUSSERKLÄRUNG

Trotz der besten Bemühungen des zentralen Trios ist After the Hunt ein inkohärentes und veraltetes Psychodrama, das unter der aktiven Gleichgültigkeit von Guadagnino und Garrett leidet, seine schweren Themen durch einen unverbesserlichen, selbstgefälligen Ansatz anzugehen.

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